Standing Ovations für die jungen Musiker von Gospel Spirit in der Sankt-Agatha-Kirche in Unterweissach

Begeisterung und Power im Gotteshaus

Weissach im Tal. Nebelumwölkt der Altar, davor eine Bühne mit Mikros, Verstärkern und einer ganzen Rockbandausstattung. Wer beim Auftritt von Gospel Spirit in der Sankt-Agatha-Kirche Unterweissach dicke Mamas und Papas im Gospelgewand erwartet hatte, wurde gleich vom Gegenteil überrascht.

Zwölf junge Musiker und die Sängerinnen begannen ihr Konzert, indem sie a cappella singend den überfüllten Kirchenraum betraten. Wie das im Jazz so üblich ist, waren alle schwarz gekleidet und ließen eine Idee von Jazz-Rock-Funk aufkommen.


VON IRENE SCHMIDT

Mit einer Powerband (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboard und E-Piano) hatten die Sänger einen instrumentalen Background, mit dem es sich kraftvoll und rockig musizieren ließ. Einige Songs wurden rein chorisch interpretiert, von unisono ("Help me Lord") bis zu wunderbar schrägen Harmonien. Immer wieder traten einzelne Sänger als Solisten oder im Duo vor die Band, um im musikalischen Gespräch mit der Band und dem Chor die christliche Botschaft der Gospels ins Publikum zu tragen. Sonja Freitag aus Würzburg, studierte Jazzsängerin, bot in "Goin Up Jonder" genüssliche Latin-Improvisation mit dem Scatting des klassischen Jazz. Leopold Hartzsch, Zappelphilipp der Gruppe, vermittelte allein schon durch seine Körperrhythmik den Groove und Speed, für die die gesamte Formation verantwortlich ist, und natürlich die unglaubliche Begeisterung, mit der die zwölf Musiker sich dem Gospel zugewandt haben. Gregor Kissling am Piano faszinierte durch einfallsreiche Klavierbegleitung und viel Einfühlungsvermögen. Herausragend im allgemein mitreißenden Programm war auch eine Ballade des skandinavischen Komponisten Tore W. Aas mit dem Titel "Heaven". Bei aller Begeisterung und Power fehlten manchmal die leisen Töne. Selbst das quasi leise beginnende "Amen" mit Publikumsbeteiligung wurde letztlich zum dröhnenden Fullsound. Nun ja, vielleicht liegt das einfach an der jugendlichen Begeisterung. Colin Cramer, Initiator und Leiter von Gospel Spirit, hat die Musiker vor eineinhalb Jahren aus dem Freundes- und Studienkollegenkreis zusammengetrommelt. Nicht alle sind Profis, auch Musiklehrer und Amateure sind dabei. Vier bis fünf Konzerte kann die Gruppe im Jahr bewältigen, und der Spaß daran ist das Wichtigste. "Über die Emotionen die Botschaft ins Publikum bringen", das ist die Intention, so Colin Cramer.

Den Musikern und dem Publikum hat es Riesenspaß gemacht. Wer erlebt schon Standing Ovations in der Kirche.

Backnanger Kreiszeitung, 17. November 2004

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