KONZERT / Gospel Spirit begeistert Zuhörer in der Großingersheimer Martinskirche

Tolles Fest in Kirchenbänken
Traditionelle und moderne Gospels auf dem Programm - Formation wurde im März gegründet

INGERSHEIM. Eben mal eine Woche liegt der erste Auftritt der neu gegründeten Formation Gospel Spirit zurück. Doch die Faszination der Band hat sich schon so weit herumgesprochen, dass beim Wiederholungskonzert am Sonntag in der Großingerheimer Martinskirche die Sitzplätze hinten und vorne nicht reichten.

Gospel Spirit, das sind sieben starke Stimme und eine rhythmische Instrumentalband, die sich zusammengetan haben, um das traditionsreiche Genre Gospel auf höchst kreative Weise zu beleben. Initiator der Projektes ist Colin Cramer aus Großingersheim, Sänger, Saxophonist, Pianist und engagierter Band-Leader, der seine Truppe mit weiten Gesten und lässigen Winks beisammen hält.
"Ein tolles Fest, das die gesamte Spannbreite des Gospels abdeckt", hatte Cramer bei der Begrüßung versprochen, und die Band löste das Versprechen vom ersten Song (zum Einzug im Gehen vorgetragen) an ein. Mit "Blessed Be His Name" folgte ein temporeiches Soul-Stück, das den Funken sofort überspringen ließ.
Nach dem fetzigen Auftakt animierten sanfte Balladen den Zuhörer, sich zurückzulehnen und über die Aktualität der sehnsuchtsvollen Lieder, die ihre Ursprünge in der Not afrikanischer Sklaven haben, zu sinnieren: Songs wie "Heaven" oder "Starlight" produzierten leise, doch effektiv das gewisse Rieseln im Rücken.
"I Will Bless The Lord", a cappella gesungen, lenkte das Ohr auf die traditionelle Gospel-Interpretation.
Das Kontrastprogramm folgte umgehend: "Thy Will Be Done", ein von satten Bässen unterlegtes Monumentalwerk, durchbrach mit sprunghaften Synkopen und weit gespreizten Akkorden die Grenze zur Moderne und geriet zu einem der intensivsten Stücke des Abends. Was auch dem Solo von Leopold Hartzsch zuzuschreiben ist. Bei dem jungen Tenor aus Ludwigsburg geht alles unmittelbar ins Blut: die hinreißende Stimme ebenso wie der temperamtvolle Körpereinsatz.
Nicht weniger beeindruckend waren die weiteren Soloparts: Jule Pfüller aus Tübingen strahlte im Sopran, Janine Ennen aus Albstadt mit ihrem fantastisch rauchigen Mezzosopran.
Sandra Vine aus Ludwigsburg, ebenfalls Mezzosopran, erntete für ihre glühenden Einlagen mehrfach spontanen Applaus. Sonja Freitag aus Würzburg zeigte eine Bandbreite, die weite über den ihr zugedachten Alt hinaus reichte.
Und Bernd Heißwolf sorgte nicht nur mit hellem Bartion, sondern auch durch seine positive Ausstrahlung für "good vibrations".
Bei den bekannten Gassenhauern wie "Amen", "He's Got The Whole World" oder - als Zugabe - "Oh Happy Day" und "Amazing Grace" erfassten diese Schwingungen endgültig auch das Publikum und entluden sich in einem kollektiven Happening. Wem es der Platz erlaubte, der wippte in den engen Kirchenbänken, klatschte begeistert und sang voll Inbrunst mit den Sängern mit.

Andrea Mayer-Grenu
Bietigheimer Zeitung, 8. April 2003

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